Eine Hochzeitsdokumentation in Ghana

Part I - Die traditionelle Hochzeit

Ich hatte in Ghana mehrfach die Möglichkeit einer Hochzeit beizuwohnen und diese gleichzeitig fotografisch zu dokumentieren. Eine davon habe ich ausgewählt, um die Eindrücke von dieser hier zu teilen. Auch wenn alle Hochzeiten, die ich besucht habe ähnlich abliefen, gilt dennoch nicht, dass es sich um eine "typische ghanaische Hochzeit" handelt. Dafür ist das Land zu vielfältig und wird von zu vielen kulturellen Einflüssen unterschiedlich geprägt.
Die hier gezeigte Hochzeit zwischen Angehörigen zweier doch recht wohlhabenden Familien vollzog sich über ein gesamtes Wochenende und begann am Samstag mit der dem traditionellen Part, an dem vor allem bunte Kleidung dominiert und die meisten sich für Kente entschieden, einem traditionellen ghanaischen Kleidungsstil.
Der Arbeitstag für die Fotografen begann früh am Morgen während noch die allgemeinen Vorbereitungen laufen und speziell die Braut und Brautjungfern aufwendig gestylt werden. Nach und nach treffen währenddessen die ersten Gäste im Huas ein. Heute geht es darum, neben dem Paar an sich auch die Familien zusammenzuführen. Noch im Abwesenheit der heute zu Vermählenden stellen sich also jeweils alle wichtigen anwesenden Familienmitglieder vor. Der ja in Ghana grundsätzlich weit gefasste Familienbegriff sorgt dabei trotz des wirklich nicht kleinen Wohnzimmers für gewisse Platznöte, immerhin müssen auch alle Geschenke im Raum untergebracht werden.

Nach der allgemeinen Vorstellung der Anwesenden betritt schließlich der Bräutigam die Szenerie und darf auf seine künftige Frau warten, die kurz darauf zusammen mit den Brautjungfern in einer Tanzchoreografie (wie sollte es in Ghana auch anders sein) den Raum betritt. Sie wird nun vom Vater übergeben und es kommt zum ersten Ringaustausch für dieses Wochenende. Im Vergleich zu den anderen Hochzeiten, die ich in Ghana noch miterleben durfte, ist die Stimmung dabei insgesamt sehr gelöst freudig, wo anderswo doch deutlich mehr Anspannung in der Luft lag – gerade bei den Eltern und dem Brautpaar selber. Wichtiger Aspekt dabei sind immer auch die ‚Moderatoren' der offiziellen Teilaspekte der Zeremonie, die heute einen in meinen Augen super Job machen (auch wenn ich inhaltlich nur Randstücke kapiere – geredet wird primär auf einer Landessprache statt auf Englisch).
Nach dem Ringtausch gibt es noch die Glückwünsche der Familien, erste Geschenkeübergaben und speziell die Reden der Eltern.

Nachdem der offizielle Teil der Zeremonie beendet ist, verlagert sich die Veranstaltung nach draußen, wo noch zahlreiche weitere Gäste warten und endlich beginnt der Teil, auf den sich wohl fast alle Gäste am meisten gefreut haben: Singen, Tanzen, Essen… Natürlich eröffnet das Brautpaar das reichhaltige Buffet, von dem am Ende des Tages nicht viel übrig bleiben wird. Allzu sehr über die Strenge sollte heute zwar nicht geschlagen werden, immerhin geht es am Sonntag zeitig weiter, aber Samstag ist immerhin auch nur einmal in der Woche.

Part II - Die kirchliche Trauung

Auch am Sonntag beginnt der Hochzeitstag wieder recht früh und natürlich erneut mit dem Herausputzen der Braut für den heutigen Part – es steht die kirchliche Trauung an. Outfit und Aufmachung sind dementsprechend auch nicht wiederzuerkennen. Das bunte Kente des Vortages weicht heute dem weißen pompösen Brautkleid.
Der Bräutigam und seine Freunde haben die Nacht im Hotel verbracht und auch hier sind zum Morgen die traditionellen Outfits des Vortages grauen und weißen Anzügen gewichen. Während die ganze Geschichte mit dem Styling bei den Frauen etwas länger dauert, machen sich die Männer schonmal auf den Weg zur Kirche, wo der Ablauf geprobt und letzte Details geklärt werden. Nach und nach füllt sich dann auch das heilige Haus, bevor schließlich die eigentliche Hauptperson des Tages eintrifft.

Sobald alle wichtigen Personen da sind, beginnt auch die eigentliche Zeremonie der kirchlichen Trauung, die sich für mein Verständnis zumindest nicht großartig von Traditionen unterscheidet, die man so auch in Deutschland zu solchen Anlässen findet. Mit dem wichtigsten Unterschied vielleicht, dass immer wieder Phasen des inbrünstigen Singens und Tanzens die ganze Veranstaltung bereits in der Kirche auflockern, auch wenn heute wieder die eigentliche Party nach dem offiziellen Anlass steigen wird. Aber Kirche ohne intensive Tänze sind für die meisten Ghanaer in der Regel eh nicht denkbar.

Wie bereits erwähnt, ist auch an diesem Sonntag nach der kirchlichen Zeremonie ganz selbstverständlich nicht Feierabend. Jetzt kann der Spaß erst richtig losgehen. An der präparierten Partylocation stehen heute, anders als am Vortag, weniger die Familien als vielmehr die Freunde des Brautpaares im Fokus. Wieder dominieren natürlich Essen, Trinken, Tanz und Musik. Nebenbei ist aber auch Zeit für allerlei Geschichten rund um das Brautpaar sowie diverse ‚Verpflichtungen' wie das Anschneiden der Hochzeitstorte oder das auch hier obligatorische Werfen des Brautstraußes. Die gelöste und teilweise feucht-fröhliche Stimmung des Wochenendes findet heute natürlich ihren Höhepunkt, bevor es für das neu verheiratete Paar in die Flitterwochen und die Partygäste zum Montag wieder in den normalen Alltag geht, bis am nächsten Wochenende bestimmt wieder irgendwo eine Feier ansteht…