“Made in Ghana” - Eine Dokumentation

Im Jahr 2014 startete die ghanaische Regierung unter Präsident Mahama eine „Made in Ghana“ Kampagne, die dafür werben sollte, vermehrt auf einheimisch produzierte Waren zurückzugreifen. Ziel war und ist es damit die Exporte zu steigern und entsprechend Importe zu senken und somit die eigene Wirtschaft zu stärken.
Bei unserer Projektarbeit in diesem Jahr wollten wir uns auf dieser Grundlage nun unser eigenes Bild darüber machen, was und wie in Ghana so produziert und hergestellt wird. In der Kürze der Zeit war es leider nur möglich sich einem kleinen Teil dieses Spektrums zu nähren. Mehrere Versuche für unser Projekt auch an größere Betriebe zu kommen, um dort einige Videos und Fotos zu machen scheiterten aus verschiedenen Gründen. Dies würde wohl eine bessere Vorbereitung voraussetzen. Also konzentrierten wir uns auf kleinere Unternehmen. Einige Fotos aus dieser Projektarbeit möchte ich nun hier gerne präsentieren. Wie gesagt, kann hier kein Anspruch bestehen ein umfassendes Bild über Produkte „Made in Ghana“ abzubilden. Es soll lediglich einen kleinen Einblick in typische Arbeiten und Produktionsprozesse in dem westafrikanischen Land geben.
Hintergrund hinter der Regierungskampagne ist wie bereits erläutert vor allem die eigene Wirtschaft zu stärken. Hintergrund ist vor allem, dass man in Ghana auch mit starker Konkurrenz aus anderen Weltregionen zu tun hat. Viele Berichte findet man auch hierzulande zum Beispiel über Billigimporte aus der EU im landwirtschaftlichen Bereich – Stichwort Subventionen (z.B. Hühnerfleisch). Problematisch sind aber auch billige Waren aus China, wo die Produktionskosten geringer sind als in Ghana. Dabei gibt es auch immer wieder Probleme mit Patentrechtsverletzungen – beispielsweise in der Textilindustrie (kurze Doku dazu hier). Gerade in der Kleidungsindustrie gibt es wiederrum aber auch Konkurrenz von Second-Hand-Klamotten aus Europa, unter anderem auch durch Sachen aus den Kleiderspenden. Diese sind auf den Märkten sehr billig zu bekommen, was natürlich eine harte Konkurrenz und Problematik für heimische Textilhersteller bedeutet. Dazu noch etwas mehr im Abschnitt zu Kleidung.
Auf den Bildern 1 & 2 sind Teile des Hafens von Tema, einer Stadt östlich von der Hauptstadt Accra zu sehen. Tema beherbergt den größten Tiefseehafen Ghanas und entsprechend läuft hier ein großer Teil der Ex- und Importe ab. Gerade als wir uns 2014 in Ghana aufgehalten haben, herrschte eine wirtschaftliche Krise, was sich für uns insofern positiv äußerte, dass wir die einheimische Währung Cedi zu einem guten Kurs tauschen konnten. Zugleich konnte man aber überall den Unmut und die Unzufriedenheit der Menschen spüren und immer mal wieder gab es auch Demos, die sich direkt in Richtung Regierung richteten. Leider konnten wir nie eine im vollen Ausmaß miterleben. Bei einer am Independence Square kamen wir leider etwas zu spät und konnten lediglich noch einige ‚Überreste‘ der Demo einfangen (Bilder 3 bis 6). Auffällig hier die entspannten Polizisten, die zum Appell anzutreten haben, aber brav neben der Kamera warten bis das Foto geschossen ist…

Holzschnitzereien

Eine mit Sicherheit weithin bekannte Kunstform aus Afrika sind die verschiedensten dekorativen Masken, die man auch in Deutschland hier und dort mal finden kann. In Afrika selbst geht ihre Bedeutung natürlich weit über die reine Dekoration heraus. Symbolik, Mythologie und Rituale sind hier fest mit ihnen verbunden und verschiedene Formen und Gestaltung haben gänzlich verschiedene Bedeutungen, auch je nach der jeweiligen Region, Ethnie und Kultur. Dementsprechend muss man auch große Unterschiede voraussetzen zwischen den Masken, die im Sinne von Ritualen etc. gefertigt werden und jenen die als ‚Massenware‘ auf den Märkten gerade auch an Touristen gerichtet sind.
Letztere bekommt man in großer Auswahl zum Beispiel am ‚Art Center‘ (Bild 1) – einem Markt in Accra, auf dem man (gerade als Tourist) eine breite Palette ghanaischer Kunst- und Kulturprodukte erwerben kann. Wenn ich hier von ‚Massenware‘ schreibe heißt dies aber nicht, dass die Produkte hier irgendwo industriell gefertigt vom Band laufen. Tatsächlich kann man im ‚Art Center‘ selbst den Menschen bei der Herstellung verschiedener Produkte über die Schulter schauen. Die Detailarbeit bei gleichzeitig hoher Geschwindigkeit ist dabei durchaus beeindruckt – beispielsweise eben bei der Herstellung der Masken (Bild 2).
Daneben gibt es aber auch zahlreiche andere Dekorationsobjekte und Möbelstücke aus Holz, die hier in Handarbeit gefertigt werden. Dazu gehören z.B. Beistelltische (Bilder 3 & 4), Hocker, Schalen und verschiedene Figuren.
Natürlich ist das Art Center bei weitem nicht die einzige Alternative Holzschnitzkunst in Ghana zu erwerben. Sich nach anderen umzuschauen lohnt sich schon allein deshalb, weil hier, wie an allen Touristenhotspots, die Preise durchschnittlich etwas höher und die Händler aufdringlicher sind. Wer nur etwas die Augen aufmacht, findet solche Alternativen überall. Bild 8 zeigt beispielsweise eine Gruppe, die direkt in unserer Wohngegend im Norden Accras ihre Holzkunst anbietet. Wer noch genug Platz im Koffer hat, kann sich hier für vergleichsweise wenig Geld (und das für Handarbeit) eindecken bis die 23 kg Freigepäck pro Gepäckstück erreicht sind.  

Trommeln

Sie sind bereits auf den Bildern zum Kapitel „Holzschnitzereien“ zu sehen und haben in der Herstellung damit natürlich auch viel zu tun – Trommeln. Dennoch möchte ich diese hier nochmal extra erwähnen, da sie hier auch etwas stellvertretend für Musik und Tanz im Allgemeinen stehen sollen, Dinge, die man nicht unerwähnt lassen sollte wenn man von „Made in Ghana“ spricht. Beide nehmen im ghanaischen Alltag einen großen Stellenwert ein und sehr oft gehören Trommeln da einfach dazu.
Auch hier gibt natürlich zahlreiche Unterschiede was Beschaffenheit, Form, Größe und Gestaltung angeht. Auch die Verzierungen reichen von allgemeinen Symbolen und Farbgebungen hin zu sehr individuell ausgestalteten Motiven. Gerade bei Musikgruppen findet man oft z.B. den Namen der Gruppe auf dem Instrument verewigt. Ob nun lediglich als Deko oder tatsächlich als genutztes Musikinstrument – Trommeln made in Ghana aus Handarbeit sind immer was Besonderes.

Bootsbau

Ebenfalls mit Holzverarbeitung verbunden aber doch ein ganz anderes Thema ist der Bootsbau in Ghana. Als Küstenstaat am Atlantik und zugleich mit dem Volta einen großen Binnensee beherbergend, sind Boote in Ghana naturgemäß von großer Bedeutung. Da etwa 10% der ghanaischen Bevölkerung vom Fischfang leben, sind Boote besonders in diesem Bereich auffällig zahlreich.
Die Holzboote werden dabei meist direkt an den Küsten gefertigt. Auch hier finden sich verschiedene Arten und entsprechend unterschiedliche Herstellungsprozesse. Ins Auge fallen zuerst aber in der Regel die bunten Verzierungen und Sprüche, die die Boote schmücken und jedes einzelne dabei tatsächlich sehr individuell erscheinen lassen. Sehr oft sind religiöse Verse wie z.B. „God is King“ (Bild 8) verewigt oder einfach der Ausdruck des Erfolgswunsches (Bild 9). Das bunte Bild an den Fischerhäfen wird darüber hinaus auch durch die zahlreichen Fähnchen, die die Mäste schmücken, geprägt. Hier wiederrum beliebt sind Fahnen von Parteien, Nationalflaggen und ganz besonders die Farben und Embleme diverser Fußballclubs.
Der Grundstock eines Bootes wird in der Herstellung aus einem Baumstamm gewonnen (Bild 1) und nach oben hin durch einen Aufbau in gewünschter Höhe ergänzt (Bild 2). Überall an der ghanaischen Küste findet man Boote in verschiedenen Stadien, die entweder auf ihre Fertigstellung warten (Bild 5) oder ihre besten Tage bereits hinter sich haben und ausrangiert wurden.
Ist ein Boot fertig gebaut und entsprechend verziert kann es losgehen zum Fischfang, ob nun auf dem Atlantik, dem Volta oder den Flüssen. Oft kommt dafür ein Außenbordmotor zum Einsatz, der direkt vor der Fahrt angebracht wird (Bild 6). Diese werden im Gegensatz zu den Booten selbst nicht in Ghana hergestellt sondern kommen in der Regel von den bekannten großen Herstellern aus Ostasien, Europa oder den USA. Zum Business in Ghana aber gehört durchaus die Reparatur und Instandhaltung der entsprechenden Motoren.
Bleibt allen Mitfahrern nur zu wünschen, was der Ausspruch auf dem Boot von Bild 9 verspricht – Erfolg. Denn ganz ungefährlich sind die Ausflüge – gerade auf offene See – nicht. Auch der Ertrag und der zu erwartende finanzielle Gewinn sind meist sehr überschaubar. Internationale Aspekte, die hier mit reinspielen und an denen u.a. auch die EU intensiv beteiligt ist, sind dabei ein ganz eigenes Thema…

Fischerei

Wie bereits im Kontext Bootsbau erwähnt, hat die Fischerei in Ghana eine große Bedeutung. Etwa 10% der Bevölkerung leben von ihr. Im Kontext globaler Diskussionen und internationaler Wirtschafts- und Handelsbeziehungen ist dies durchaus von Problemen begleitet, über die auch im europäischen und deutschen Raum berichtet und debattiert wird. Dazu gehören Rückgang von Fischbeständen, Bedrohung kleinerer Fischereibetriebe durch große Flotten, umstrittene Fischereiabkommen usw. Das dies auf eine Bevölkerung, die zu einem Zehntel vom Fischfang lebt auch Auswirkungen hat, steht außer Frage. Aber abseits dieser Problematiken ist es auch spannend, sich mit dem Leben und Arbeiten der Menschen zu befassen, die so sehr von der Fischerei geprägt sind. Gerade wenn man sich an den Küsten Ghanas aufhält, kann man viele spannende Geschichten erfahren.
Was man so zu hören bekommt, hängt natürlich sehr davon ab, mit wem man redet und in welchem Kontext. Der Mann, der einfach am Strand sein Netz auswirft (Bilder 1 & 2) hat anderes zu erzählen, als die Fischer, die mit ihren Booten weit hinaus aufs Meer fahren. Von der Fischerei abhängig sind daneben aber auch diejenigen, die den Fisch nicht selbst fangen, aber dennoch an der Fischerei beteiligt sind. Dazu gehören z.B. eben die Bootsbauer, die Netzhersteller- und Flicker (Bild 3), die, die den Fisch räuchern (Bild 6) oder letztlich die Verkäufer direkt am Strand oder auf den Märkten.  

Körbe

Neben den oben erwähnten Objekten aus Holz findet man in Ghana an Straßenshops und auf den Märkten auch sehr oft schön geflochtene Körbe, die durch eine Vielfalt an Formen und Farben auffallen. Die Flechtkunst kommt dabei überwiegend aus dem Norden des Landes. Durch Migration, Handel und Verbreitung dieser Kunstform findet man sie aber natürlich ebenso im Süden und eben auch überall in der Hauptstadt Accra. Je nach Art des Flechtens entstehen unterschiedliche Formbarkeiten, die eine große Breite an Möglichkeiten bieten, wie ein solcher Korb gestaltet sein kann.

Kleidung & Schuhe

Kleidung spielt in Ghana eine große Rolle. Ganz besonders im Mittelpunkt stehen dabei die Kleidungsstücke, die zu besonderen Anlässen wie Kirchenbesuch, Hochzeiten oder Beerdigungen getragen werden. Gerade dabei haben Farben wie Weiß und Schwarz (bzw. schwarz-rot) eine große Bedeutung. Ansonsten ist im Alltag oft bunt angesagt.
Auf den Märkten hat man eine enorme Auswahl an Stoffen, aus denen man sich Kleidungsstücke schneidern lassen kann (Bilder 1 & 2). Diese sind zu großen Teilen in Ghana selbst hergestellt und mit typischen Mustern bedruckt. Problematisch sind zunehmend aber auch Fälschungsimporte aus China, denen die Hersteller beizukommen versuchen. Erklärtes Ziel ist, dass sichergestellt ist, dass ein Stoff, der auf einem ghanaischen Markt gekauft wird auch aus der Region kommt.
Aus diesen Stoffen kann man sich beim Schneider seiner Wahl maßgefertigte Hemden und Hosen fertigen lassen (Bilder 3 & 4). Natürlich stehen aber auch zahlreiche vorgefertigte Kleidungsstücke überall an den Ständen zur Verfügung. Die Auswahl ist groß und bunt. Neben den Alltagsklamotten gibt es wie gesagt aber auch Kleidung für spezielle Anlässe, die dann spezifische Farbkombinationen und Muster aufweisen. Speziell sind aber auch Stoffe und Kleidung symbolisch-traditionellen Charakters, die von wichtigen Persönlichkeiten wie z.B. den lokalen Chiefs getragen werden (Bild 8). Eine besondere Form typisch ghanaischer Kleidung – „Kente“ – wird im nächsten Abschnitt behandelt. Kleidung kann natürlich auch Ausdruck von Kunst sein, wie auf Bild 9 zu sehen ist, wo bei einem Straßenfest in Jamestown Plastik als Garderobe präsentiert wird.
Ähnliches wie für die Oberbekleidung gilt auch für das Schuhwerk made in Ghana. Handgefertigte Schuhe gibt es für die verschiedensten Anlässe in allen möglichen Formen und aus verschiedenen Materialien. Auf Bild 10 präsentiert ein Verkäufer in Takoradi beispielsweise handgemachte Sandalen.
Sowohl für Schuhe, als auch für Kleidung allgemein gilt aber auch, wie zuvor bereits erwähnt, dass es einen riesigen Markt für Second-Hand- und Kleiderspendeklamotten in Ghana gibt. Dadurch gibt es für Kunden zahlreiche Möglichkeiten sich einzukleiden, da diese in der Regel sehr billig auf den Märkten zu haben sind. Für die ghanaische Textilindustrie bedeutet dies allerdings eine nicht unwesentliche Herausforderung. Das Straßenbild wird nicht nur von bunten Kleidern und Hemden aus Ghana geprägt, sondern im Besonderen auch von zahlreichen Fußballtrikots (v.a. der großen englischen Clubs und der Nationalmannschaft Ghanas) und Klamotten, die ihren Ursprung nicht in Afrika haben. Bild 11 zeigt einen Laden in Accra, wo sich Händler Kiloware von verpackten Second-Hand-Klamotten holen können. Dabei ist es in Sachen Qualität und Ästhetik immer ein Glückspiel, was sich in solchen Paketen befindet. Auf Bild 12 ist das typische Bild zu sehen, das sich auf den Märkten für importierte Schuhe bietet. So sieht die Konkurrenz für lokale Hersteller aus…

Kente

Eine besondere Form der Kleidung in Ghana bildet jene, die der Kentewebkunst entstammt. Diese ist in verschiedenen Kulturen Ghanas und der Elfenbeinküste verbreitet. Besonders hervor treten dabei die Ashanti und die Ewe, was dazu führt, dass in Ghana die Schwerpunkte der Kentefertigung in der Region um Kumasi und in der Voltaregion liegen. Die Kentekleidung war früher allein den Königen vorbehalten – heute ist meist für spezielle Anlässe gedacht und vor allem bei Touristen sehr beliebt, die etwas Spezielles aus der Region mitnehmen wollen.
In Kentekleidung werden viele verschiedene Muster und Motive bis ins kleinste Teil eingearbeitet. Dabei liegen stets sehr unterschiedliche Bedeutungen zugrunde, die in den verschiedenen Webkulturen variieren. Zu den traditionellen Mustern, die ihre speziellen Namen tragen, werden heute noch immer stets neue hinzugefügt. Die Fülle an Motiven, die bis ins kleinste Detail durchdacht und gefertigt werden, ist dabei beeindruckend. Traditionell ist die Kenteweberei Männern vorbehalten.

Gold

Ghana ist ein durchaus rohstoffreiches Land. Es finden sich hier zum Beispiel: Erdöl, Diamanten (zum großen Teil Industriediamanten), Bauxit, Mangan und Kalkstein. Ganz besonders bekannt ist das Land aber für seine Goldvorkommen, die auch in der Exportwirtschaft eine relevante Rolle einnehmen. So lautete der Name als Ghanas vor der Unabhängigkeit 1957 von Großbritannien immerhin auch „Goldküste“.
Neben den mehr als 230 größeren Unternehmen und ca. 150.000 kleinen „Familienunternehmen“, die in den Regionen, in denen es reiche Goldvorkommen gibt Goldbergbau betreiben, gibt es am Rande dieser Abbaugebiete auch immer wieder sogenanntes „Galamsey Mining“ – den illegalen Kleinstabbau. Im Jahre 2008 lag der Anteil des Goldes am Gesamtexport des Landes bei 42,6%, was die enorme Bedeutung dieses Rohstoffes für den Staat aufzeigt. Zugleich treten dadurch aber auch immer wieder Probleme auf. Diese können sozialer Natur sein – z.B. wenn es um Landnutzungsrechte, Infrastruktur etc. geht; oder auch ökologischer, also Verschmutzung und zum Teil sogar Vergiftung von Flüssen oder auch Waldrodungen um Abbauflächen zu schaffen. Wie sooft gibt es also gerade im Bergbau in Ghana zwei Seiten der (Gold-)Medaille.

Kakao

Ein neben dem Gold weiteres ganz wichtiges Produkt in Ghana ist der Kakao. Bereits vor der Unabhängigkeit konnte durch den Export von eben jenem Devisen erwirtschaftet werden, die dem Staat in ökonomischer Hinsicht eigentlich eine gute Ausgangsbasis als unabhängiger Staat in der Weltwirtschaft versprach. Bis heute ist Kakao ein wichtiges Landwirtschaftsprodukt und das „cash crop“ schlechthin. Daher war und ist Kakao auch immer im Fokus der ghanaischen Regierung und wird vom „Ghana Cocoa Board“ gesteuert. Viele Menschen in Ghana leben entsprechend auch vom Anbau dieser Frucht und ergänzen damit zum Teil ihre Subsistenzwirtschaft.
Im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen braucht der Kakao recht lang vom Anbau bis zur Ernte (etwa 10 bis 15 Jahre). Neben Krankheiten und Parasiten stellt dies zum Teil eine gewisse Herausforderung an die Kakaobauern dar.
In den ländlichen Regionen kommt man oft an Kakaofarmen vorbei und kann in den Dörfern die Kakaobohnen sehen, die zum Trocknen ausliegen. Entgegen der leckersüßen Endprodukte eignet sich die Frucht bzw. Bohne selbst eher nicht zum Verzehr. Ein großer Teil des Kakaos wird natürlich exportiert, allerdings gibt es auch in Ghana hergestellte Schokolade, die durchaus mal das Probieren wert ist…

Landwirtschaft & Speisen

Der erwähnte Kakao ist wie erläutert in Ghana ein wichtiges Landwirtschaftsprodukt, spielt aber eben vor allem als Exportgut eine Rolle. Andere landwirtschaftliche Erzeugnisse hingegen sind im täglichen Leben von größerer Relevanz – natürlich all jene, die der Essenzubereitung dienen.
Hier gibt es nach den Gerichten und ihrer Herkunft große Unterschiede. Reis zum Beispiel, der für das sehr beliebte Gericht „Jollof Rice“ verwendet wird, wird zu großen Teilen aus Asien importiert. Es gibt zwar auch in Ghana einen eigenen Reisanbau, welcher von seiner alltäglichen Relevanz (v.a. in den südlichen Städten) allerdings eher zu vernachlässigen ist. Auch bei anderen Lebensmitteln gibt es eine gewisse Konkurrenz zwischen Importware und lokalen Anbauten/Haltung (z.B. Tomaten und Hühnchen).
Weitverbreitet in Ghana angebaut werden aber beispielsweise die Hauptzutaten für das Nationalgericht Fufu. Dazu gehören Maniok (Cassava – Bilder 1 & 2), Yams und Kochbananen (Plantain – Bild 3). Typisches Geräusch in Ghana ist das Zerstampfen dieser Zutaten (Bild 4) zu der Masse, die das Fufu bildet, zu dem in der Regel eine (sehr) scharfe Sauce gereicht wird. Andere typische Gerichte sind zum Beispiel Banku (aus Mais), Rice Balls oder Red-Red (Plantain mit Bohnen).
Neben den Hauptgerichten und ihren Zutaten spielt aber auch Obst in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Frisch vom Markt gibt es zum Beispiel Ananas, Bananen, Papayas, Melonen oder Orangen. Als kleiner Snack zwischendurch bietet sich stets auch eine Tüte gerösteter Erdnüsse oder ein Maiskolben an.

Palmöl

Bei Palmöl handelt es sich um einen nicht unumstrittenen Rohstoff, der uns im Alltag ständig umgibt – sei es in Lebensmitteln oder Kosmetikprodukten. Seit kurzem erst gibt es von der EU verordnet bei Lebensmitteln eine Kennzeichnungspflicht, um die Ausweisung von der Palmölverwendung von den entsprechenden Herstellern zu erzwingen. Kritisch gesehen wird das Öl vor allem aus dem Grund, dass weltweit in den tropischen Regionen weite Flächen des Regenwaldes dem Anbau der notwendigen Palmen zum Opfer fielen und fallen. Zugleich sind diese Vorgänge auch von Diskussionen um sogenanntes „land grabbing“ begleitet.
Entsprechend seines tropischen Klimas werden auch in Ghana Palmen zur Palmölproduktion angebaut. Dies betrifft sowohl große Firmen (auch mit ausländischer Beteiligung) als auch Kleinbauern. Teile des gewonnen Öls werden dabei exportiert, aber man findet es auch zahlreich auf den lokalen Märkten, da es beispielsweise auch in der heimischen Küche durchaus seine Verwendung findet.
Wir konnten uns in der Western Region den Herstellungsprozess des Palmöls bei einem kleinen Familienunternehmen anschauen. Die Palmenfrüchte (Bild 1) werden dabei zuerst in einer Maschine zu einer Masse gepresst (Bilder 2 bis 4), die anschließend erhitzt wird (Bild 5). Danach wird diese ausgepresst und so das Palmöl gewonnen (Bilder 7 & 8). Die übrige Masse wird anschließend nochmal nach brauchbaren Früchten aussortiert (Bild 9). Dann übrig bleibende Überreste werden oftmals zur Tierfütterung verwendet.

Kautschuk

Ein weiteres beliebtes Anbauprodukt in Ghana ist Kautschuk. Dieser ist wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Gummi. Gewonnen wird er aus Kautschukbäumen, die man entsprechend auf mehreren Plantagen in Ghana findet. Um an den Kautschuk zu gelangen, wird die Baumrinde angeritzt und ein Behältnis angebracht, was die zähflüssige Masse auffängt (Bild 2).

Holzkohle

Holzkohle wird natürlich immer gebraucht, gerade aufgrund dessen, dass in Ghana oft draußen über offenem Feuer gekocht wird. Von Sträuchern und Bäumen gewonnenes Holz wird dabei mit einer Schicht Erde bedeckt und verkohlt. Um dabei gute Holzkohle zu gewinnen bedarf es einer sauberen Arbeit und die ständige Ausbesserung der entstehenden kleinen Hügel, um diese dicht zu halten. Das Produkt (Bild 3) wird dann auf die Märkte gebracht oder direkt an Abholer verkauft…