Februar 2016 - Reise durch den Norden Ghanas und Burkina Faso
Nach fünf Wochen in Accra und Cape Coast wurde es bei meinem Ghanaaufenthalt im Januar/Februar 2016 Zeit mal wieder was anderes vom Land und der Region zu sehen. Es sollte in den Norden Ghanas und danach vor der Heimreise noch für einige Tage in Ghanas nördliches Nachbarland Burkina Faso gehen. Für den entsprechenden Zwischenstopp in Ghana haben wir uns für die nördliche Stadt Bolgatanga entschieden. Zum Glück gibt es Direktverbindungen von Accra mit halbwegs komfortablen Bussen und so ging es in Ghanas Hauptstadt für uns gegen Mittag los Richtung Norden. Die Fahrt verlief ohne größere Probleme und relativ entspannt. Dass nur wenige Tage nach unserer Fahrt auf genau dieser Strecke ein Busunglück zahlreiche Todenopfer forderte, hinterließ im Nachhinein allerdings dennoch ein etwas mulmiges Gefühl.
Wir allerdings kamen glücklicherweise gesund und munter gegen vier Uhr in der Frühe in Bolgatanga an – und damit nach Plan. Relativ schnell fanden wir auch ein sehr schönes und dennoch preiswertes Hotel in der Nähe, wo uns trotz Ankunft um vier Uhr nur die folgende Nacht berechnet wurde. Nach einer kurzen Rast und einem leckeren Frühstück wollten wir direkt zu unserem geplanten Tagesausflug starten. Zuvor zog mich allerdings der Mangobaum direkt vor unseren Zimmern im Innenhof des Hotels in seinen Bann. Dort hatten sich zahlreiche Flughunde niedergelassen, die ich aus solcher Nähe bisher auch noch nicht fotografieren konnte (Bild 1). Zuviel Zeit konnte ich damit allerdings nicht vertrödeln, denn wir hatten ja ein Ausflugsziel – die Tongo Hills bei Bolgantanga! Also auf zum Markt (Bilder 2 & 3), wo wir uns ein Taxi für den kompletten Ausflug organisierten.
Auch bei diesem Ausflug wird deutlich, wie stark sich die Gegend im Norden Ghanas doch vom Süden und dem Küstenstreifen unterscheidet. In der Trockenzeit, die nun gerade vorherrscht tritt das noch deutlicher zutage. Ich war ja bereits einmal in dieser Region und habe einen kurzen Abstecher nach Burkina Faso gemacht. Das war im September 2013 – Regenzeit – und der Unterschied ist mehr als deutlich. Die grünen Grasflächen und Bäume zeigen sich gelb-orange und meist Blätterlos. Der Staub setzt Kleidung und Ausrüstung entsprechend noch umso mehr zu.
Der Schönheit der Landschaft tut dies allerdings keinen Abbruch – eher im Gegenteil. Die Felsformationen um die Tongo Hills sind beeindruckend und die Landschaft wirkt in ihrer Trockenheit majestätisch (Bilder 4 bis 6). Überall in der Landschaft verteilt finden sich dabei kleine Siedlungen. Es herrscht eine kreisförmige Architektur vor. Vom Tongo Tenzuk Chief Palace (Bild 7) bietet sich ein hervorragender Blick auf die Umgebung und direkt in das Dorfleben (Bild 9). Da es sich hier um ein durchaus beliebten Ausflugsort in der Region handelt, sind die Menschen an Besucher gewöhnt und wir werden auch bei unserer Tour durchs Dorf nicht sonderlich beachtet. Die Auswahl an Motiven ist groß, aber leider herrschen nun gegen Mittag denkbar ungünstige Lichtbedingungen vor und außerdem macht der Tourguide immer Druck, da er uns unbedingt zu einem Felsschrein führen will, wo der „Priester“ wohl nicht mehr lange auf uns wartet.
Alle paar Meter findet man in dem Dorf und der Umgebung Schreine in verschiedenen Ausführungen (Bilder 13 bis 15). Auch eine reiche Tierwelt ist vorhanden. Die Auswahl an Motiven ist also unendlich – leider befinden wir uns in der stärksten Mittagsonne, was zum einen den Körper vor eine gewisse Herausforderung stellt, aber vor allem auch lichttechnisch für die Fotos problematisch ist.
Da wir nach dem Ausflug zu den Tongo Hills noch etwas Zeit hatten, haben wir uns entschlossen nachmittags dem Städtchen Paga, direkt an der ghanaisch-burkinischen Grenze noch einen Besuch abzustatten. Da ich hier 2013 schon mal war (siehe diesen Blogeintrag) spare ich mir hier weitere Erklärungen. Auffällig war aber der deutliche Unterschied zwischen Regenzeit und Trockenzeit. Während 2013 hier alles grünte, fanden wir nun die Bäume weitgehend blätterlos und die Landschaft sehr karg vor.
Am nächsten Morgen wollten wir nach fünf Wochen nun das Land Ghana verlassen und uns das nördliche Nachbarland Burkina Faso anschauen. Also ging es wieder nach Paga – direkt an die Landesgrenze. Der Grenzübertritt verlief glücklicherweise ohne Probleme – alle Grenzbeamte waren überaus freundlich – auf beiden Seiten. Auch die Fahrt von der Grenze nach Ouagadougou, der Hauptstadt Burkinas, verlief ohne Probleme. Allerdings mussten wir auf der Strecke ganze sieben Mal an Straßenkontrollen halten – anhalten, Kofferraum auf, Gepäckkontrolle, Reisepässe zeigen, Kofferraum wieder zu weiterfahren. Hintergrund waren Anschläge in Ouaga einige Wochen zuvor, die im Land natürlich Spuren hinterlassen haben. Die Anschlagsziele – vor allem ein Café und ein Hotel liegen mitten im Zentrum der Hauptstadt und die Zerstörung noch deutlich zu sehen (Bilder 25 & 26).
Doch dieser traurige Hintergrund sollte uns nicht davon abhalten unsere Tage in Burkina zu genießen. Die Unterschiede zu Ghana sind deutlich zu spüren. Neben der Sprache (Ghana v.a. Englisch, Burkina Französisch) treten sie besonders im Verkehr für uns sichtbar zutage (v.a. im Vergleich zu den südlichen Städten Accra und Cape Coast – im Norden sind die Grenzen natürlich etwas fließender). Esel spielen als Transportmittel eine deutlich relevantere Rolle (z.B. Bild 22). Ansonsten bestimmen aber vor allem Zweiräder das Straßenbild (Bild 24). Taxen sind zu unserem Leidwesen weit weniger verbreitet, als in Ghana, was für uns den Transport bisweilen etwas komplizierter macht.
Kulturell hat Ouagadougou natürlich einiges zu bieten. Wir haben beispielsweise das Nationalmuseum (Bilder 33 bis 36) und das Musikmuseum (Bild 37) besucht.
Nach einigen Tagen Stadtleben in Ouagadougou wollten wir auch mal etwas mehr vom Land und vor allem der Natur sehen. Also entschieden wir uns für einen Tagesausflug nach Banfora – in den Südwesten Burkinas. Die Region ist voller Sehenswürdigkeiten, die es sich definitiv lohnt anzuschauen. Unsere Reise begann abends gegen 22 Uhr mit der Busfahrt von Ouaga nach Bobo-Dioulasso, die ständig von Polizeikontrollen unterbrochen wurde. An einen festen Schlaf war also leider absolut nicht zu denken, da auch bei jeder Kontrolle jeder Passagier seinen Reisepass vorweisen musste. Zwischen drei und vier Uhr nachts kamen wir am Zwischenziel an, wo wir in den nächsten Bus nach Banfora umsteigen mussten. Dort kamen wir schließlich so gegen sieben an und fanden trotz mangelhafter Französischkenntnisse auch recht schnell einen Guide. Nach einem kurzen Frühstück (ein Kaffee und ein Avocadobaguette für umgerechnet 80 ct – kann man mal machen) konnte es also direkt losgehen.
Mit dem Guide waren vier Ausflugsziele abgesprochen. Zuerst sollte es zum Téngrélasee gehen, der vor allem für die dort wild lebenden Hippos bekannt ist. Da mir die auf meiner Liste der Wildtiere in Westafrika noch fehlten eine Pflichtlocation. Aber auch ohne Hippos wäre der See allein von der Landschaft definitiv eine Reise wert. Glücklicherweise mussten wir aber auf die imposanten Tiere auch nicht verzichten, die sich wunderschön in dieses Ambiente einfügten. (Bild 43)
Nach dem See ging es zu den Pics de Sindou. Eine komplett andere Landschaft und es war schwer zu glauben, dass diese beiden Locations hier so nah beieinander liegen. Die Pics de Sindou sind eindrucksvolle Felsformationen, zwischen denen sich früher eine Siedlung befand, deren Überreste heute noch zu besichtigen sind. (Bild 48)
Das nächste Ziel nach den Pics de Sindou waren die Cascades de Banfora – eine richtig imposante Wasserfallkombination, die ich auf den Fotos nicht ansatzweise angemessen wiedergeben kann. Von unten versperren Felsen und Bäume den Blick auf den großen Wasserfall und oben habe ich ein ordentliches Ultraweitwinkelobjektiv vermisst. Obwohl fotografisch alos nicht so erfolgreich trotzdem eine absolut lohnenswerte Unternehmung (inklusive Dusche unter dem oberen Wasserfall).
Letzte Etappe des Tages waren die Dômes de Fabédougou – Felsformationen, die zwar auch richtig schön waren, aber nach den Pics de Sindou nicht mehr so eindrucksvoll. Eine andere Reihenfolge wäre hier besser gewesen.
Nichtsdestotrotz insgesamt ein richtig guter Tag mit vielen Erlebnissen und Fotos. Die lange Hin- und Rückfahrt und den Schlafmangel definitiv wert. Mit diesen Bildern im Kopf ging es dann nur zwei Tage später zurück nach Deutschland – von 40°C auf knapp über 0…